Familien(er)forschung KUMMER

Sudetenland - Egerland

Mit Sudetenland werden die von den Deutschen bewohnten Gebiete des ehemaligen Königreichs Böhmen benannt. Der Name stammt vom Gebirgszug der Sudeten im Norden Böhmens.
Tschechen und Deutsche lebten über Jahrhunderte friedlich nebeneinander, bis der im 19 Jh. aufkommende Nationalismus zu Spannungen und Auseinandersetzungen führte. Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte im Sudetenland die Abschiebung der meisten Deutschen aus ihrer angestammten Heimat. Die Ausweisungen erfolgten so kurzfristig, dass der größte Teil des Eigentums zurück gelassen werden musste.
Karte Egerland Das Egerland, als Teil des Sudetengebiets, ist der nordwestlichste Teil Böhmens, eingerahmt vom Erzgebirge auf der einen, vom Kaiserwald und dem Fichtelgebirge auf den anderen Seiten. Mittelpunkt stellt die alte Reichsstadt Eger dar. Ursprünglich von Bayern kolonisiert wurde das Egerland mitsamt der Reichstadt unter Kaiser Barbarossa an Böhmen verpfändet.
Um 1930 hatte das Egerland rund 800.000 Einwohner und bestand aus den politischen Bezirken Asch, Bischofteinitz, Eger, Elbogen, Falkenau, Graslitz, Karlsbad, Luditz, Marienbad, Mies, Neudek, Plan, Tachau und Tepl mit zusammen 857 Gemeinden. Weltgeltung erhielt der Landstrich durch sein Bäderdreieck, dessen alkalisch-salinischen Glaubersalze, radioaktive Moorerde, Lithium, Säuerlinge und Eisenwasser die Kurgäste lockte.
In den Gästebüchern Karlsbads, Marienbads und Franzensbads verewigten sich die Prominenz aus ganz Europa. Unter ihnen Peter der Große, Johann Sebastian Bach, Papst Leo XII, Theodor Fontane, Franz Liszt und natürlich auch Goethe: Weimar, Rom und ... die Sprudelstadt Karlsbad an der Tepl waren für den Frankfurter die einzigen Plätze, wo er leben wollte.

Hundert Jahre Egerland:

1897 Festlegung der Zweisprachigkeit in Böhmen und Mähren
1907 Erste allgemeine Wahlen in böhmischen Ländern
1915 Der tschechische Nationalrat plant die Gründung eines eigenen Staates
1917 "Tschechoslowakei" wird erstmals erwähnt und stellt territoriale Forderungen u.a. an Bayern, Österreich und Sachsen
1918 Tschechisches Militär besetzt die sudetendeutschen Gebiete
1920 schwere Ausschreitungen gegen Deutsche
1921 Volkszählung: 3.123 Millionen Deutsche, das sind 23,4% der Bevölkerung
1933 Verbot der deutsch-nationalen Parteien
1935 Sudetendeutsche Partei stärkste in der CSR
1938 Viermächteabkommen über die Abgabe des Sudetenland ans Deutsche Reich
1939 Einmarsch der deutschen Wehrmacht und Errichtung des "Reichsprotektorats Böhmen und Mähren"
1945 Amerikaner besetzen Westböhmen, Beginn der Vertreibung
1949 Bei Wahlen erzielt die Kommunistische Partei die meisten Stimmen
1960 Die Tschechoslowakei wird "Sozialistische Republik" (CSSR)
1990 Umbenennung der CSSR in Tschechische und Slowakische Föderative Republik
1993 Teilung in Tschechien und Slowakei
1997 Abstimmung über die Anerkennung der "Unrechtmäßigkeit" der Vertreibung